Der Nagolder Liederkranz feierte seinen 175. Geburtstag mit einer rauschenden Konzertgala in der Stadthalle. Zu den Gratulanten und Mitgestaltern gehörten die hiesige Projektgruppe "Peruchor" und das Trachtenensemble Kirnbacher Kurrende.
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Nagold. Mit einem symbolischen Glas Sekt stieß der Oberbürgermeister Jürgen Großmann mit der ehemaligen Vereins-Vorsitzenden Uta Koch und ihrer Nachfolgerin Monika Fiedler sowie mit Hermann Friedrich vom Chorverband Kniebis-Nagold auf die Zukunft des Gesangsvereins an. Aus Berlin sendete der Deutsche Chorverband eine Ehrenurkunde anlässlich des Jubiläums.
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte drückten mehrere Chorleiter dem Liederkranz ihre Stempel auf. Den Spuren der Geschichte ging der Moderator Carl Christian Hirsch nach, erwähnte die bis heute erhaltene Vereinsfahne, zeigte dem Publikum den Taktstock des ersten Dirigenten Johann-Conrad Gauß und las aus den in Archiven gefundenen Briefen vor.
"Eine homogene Gesangsgruppe und lebendige Gemeinschaft"
Das gegenwärtige Vereinsleben mit dem Chor Come Together im Zentrum schöpft seine Kraft aus der Tradition und Erfahrungen der Vorgänger, die 175 Jahre lang ihrer Anfangsidee, der "geselligen Unterhaltung" treu geblieben sind. Heute tragen die ehrenamtlichen Sängerinnen und Sänger ihre Fahne hoch, sind stolz auf die Vergangenheit und auf eigene Errungenschaften. Im Jubiläumskonzert unter der Leitung von Thomas Scheiflinger zeigten sie sich als eine homogene Gesangsgruppe und "lebendige Gemeinschaft" (OB). Trotz leichter Anspannung überzeugte die über 30-köpfige Gruppe auf der ganzen Linie durch Auftrittssouveränität und stimmliche Vielfalt in zwei üppigen Lieder-Blöcken "Gospel trifft Austropop".
Der antriebsstarke Dirigent, erst seit einem Jahr im Amt, zugleich Leiter der Kirnbacher Kurrende legt viel Wert auf rhythmische Disziplin, optimale Aussprache, Ausdruckskraft und szenisches Erscheinungsbild seines Ensembles. Bei der Auswahl des Konzertprogramms berücksichtigte der aus Österreich stammende Chorleiter sowohl die Vorliebe seiner Leute für englischsprachiges Liedgut als auch alpine Pop-Akzente. In der instrumentalen Begleitung von Stefanie Höfner (Klavier), Ingo Mager (Schlagwerk), Lisa Veitinger (Flöte) und Christoph Schmitz (Gitarren) fühlte sich der Chor besonders gut aufgehoben.
Der Projektchor von Veronika Kluge präsentierte einen Querschnitt aus seinem Repertoire von der deutschen Renaissance und Romantik bis Gospel und Anden-Musik. Just vor einem Jahr sang die a Cappella-Gruppe in Peru, nun bekräftige sie ihre Vorzüge vor dem heimischen Publikum, allen voran mit einem großen dynamischen Spektrum, klar artikuliertem Rhythmus und beeindruckender Inbrunst.
Zwei winzige Bollenhüte als Geschenk
Die Kirnbacher Kurrende punktierte mit ihrem szenischen Angebot, mit Schwarzwald-Trachten und Tänzen zu Akkordeon-Musik. Zwar sind die Bollenhüte allgemein bekannt, aber nicht jeder Konzertgast wusste, dass die elf Wollrosen in Rot den ledigen, die in Schwarz aber den verheiraten Frauen zustehen. Beim Tanzen flatterten die Seidenröcke hoch und nicht nur die hochwertigen, weißen Angora-Strümpfe, aber auch kokette Spitzen drunter kamen zeitweise zum Vorschein.
Während die Nagolder Chöre einen tumultartigen Beifall ernteten, quittierte das Publikum diesen Auftritt mit einem echten Getöse.
Sichtlich berührt bedankte sich die Liederkranz-Vorsitzende Fiedler für diese Darstellung, nahm aus den Händen ihrer Freunde zwei winzige Bollenhüte als Geschenk entgegen und freute sich auf den Gegenbesuch ihres Chores in Kirnbach in der dritten Adventswoche.
Der eindrucksvolle Abend ging zu Ende mit dem rührenden, von allen drei Formationen gesungenen "Time to say goodbye". Hoffentlich findet dieses Jubiläums-Ereignis einen Ehrenplatz in der Vereinschronik des Nagolder Liederkranzes.